Ein Zaun an der Wiesenstrasse sollte 1938 die Flüchtlinge aus Deutschland fernhalten. Eine unüberwindbare Grenze - damals. Heute ist die Landesgrenze geöffnet. Trotzdem ist die Trennung der beiden Länder vorhanden und der Grenzübergang klar geregelt.
Grenzen sind allgegenwärtig. Die Grenze zwischen privat und öffentlich, meins und deins, die Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten oder der Identität beschäftigen uns tagtäglich. Das Werk «Grenzübertritt» beleuchtet auf vielschichtige und witzige Weise das Thema Grenze. Beobachten und beobachtet werden, Ausgrenzung, Sicherheit, Öffentlichkeit und Privatsphäre, Recht und Unrecht.
Wo liegen unsere persönlichen Grenzen? Wie viel Kontrolle ist nötig, um sich sicher und frei zu fühlen? Wo beginnt der Bereich der Intimität? Wie viel Mut braucht es, unsere ethischen Grenzen zu überwinden, oder wo hemmt uns unser anerzogenes Grenzempfinden? Wie durchdringbar ist die Grenze unserer Vorstellungskraft? Ist sie absolut? Wann wird eine Grenze überschritten?
Sieben Periskope ermöglichen scheinbar ein geschütztes Beobachten des Geschehens auf der deutschen Seite des Grenzzauns. Der Betrachter wird so vermeintlich zum Grenzwächter bis er realisiert, dass ihm ein unerwartetes Bild präsentiert wird. Ein Blick hinter die Fassade, ein Verweis auf historische Begebenheiten. Was geschah an diesem Ort? Der Betrachter erhascht damit unverhofft einen Blick in die Vergangenheit. Bald einmal entdeckt er, dass eines der Periskope in die Gegenrichtung zeigt. Mit dieser Entdeckung wird nun die Situation umgekehrt und die Stellung und die Berechtigung des Beobachters in Frage gestellt.
Das Kunstwerk wurde gemeinsam mit den Anwohnern der Wiesenstrasse und dem Quartierverein Bodan im Sommer 2014 eingeweiht. Leider wurde das Werk innert Wochenfrist durch einen Vandalenakt so zerstört, dass eine sofortige Demontage notwendig wurde. Der materielle Schaden konnte im Rahmen gehalten werden. Der ideelle Schaden bleibt.
Die Kunstkommission hat zusammen mit den Künstlerinnen den Wiederaufbau geprüft. Um weitere Vandalenakte zu erschweren, hätte das Projekt jedoch materiell und konzeptionell entscheidend geändert werden müssen und so wurde der Wiederaufbau verworfen.
Stattdessen mahnt die Erinnerungstafel an das Projekt „Grenzübertritte“, welches seinerseits Opfer eines ungehörigen Grenzübertrittes wurde.